The Robocop Kraus

Mit ihrem neuen Album haben sich The Robocop Kraus in neue Gefilde begeben. Ein namhafter Produzent und ein neues Label an Bord, ist es Zeit abzuheben? Oder folgt nicht doch einfach nur ein Schritt zwangsläufig auf den anderen?


"wir machen das jetzt schon so viele jahre, wir sind fast wie ein altes ehepaar."
(tobias helmlinger)


Mit dem Namen Epitaph verbindet man in erster Linie amerikanische Punk Legenden wie Bad Religion und die Vandals oder die schwedischen Melodycore Skater von Millencolin. In den letzten Jahren schlichen sich noch weitere europäische Künstler wie die Berliner Beatsteaks in das Rooster, insbesondere öffnete sich das Label auch Künstlern mit einem weniger punk-affinen Hintergrund. Zuletzt übernahm Epitaph gar die Veröffentlichung der letzten beiden Studioalben von Nick Cave in den USA.

Nichtsdestotrotz war es eine Überraschung, als The Robocop Kraus im April diesen Jahres mit der Meldung aufwarteten, ihr neues Album "They Think They Are The Robocop Kraus" werde zwar wieder von L’age D’Or, diesmal aber in Zusammenarbeit mit Epitaph veröffentlicht werden. Konkret bedeutete dies eine weltweite Veröffentlichung und so kam das Album rund 3 Monate nach dem Start in Deutschland auch in Europa und Übersee auf den Markt.

The Robocop Kraus gehen konsequent ihren Weg nach oben. Vorgestern noch ausschließlich auf Bühnen der Jugendzentren dieses Landes, gestern bei L’Age D’Or gesignt und nun wird die große weite Welt erobert. Längst sind sie zu Lieblingen der deutschen Musikpresse erwachsen. Selbstverständlich steigt damit auch der Erwartungsdruck, doch scheinen die fünf Nürnberger zu wissen, worauf sie sich eingelassen haben: „Das Signing bei Epitaph war ein sehr bewusster Schritt. Wir wollen ja, dass die Band wieder ein Stück nach vorne geht, dass es nicht nur musikalisch, sondern auch in der Entwicklung des Umfelds vorangeht. Wir haben alle keine Dayjobs mehr, machen im Moment nur noch die Band. Der Erwartungsdruck kommt eben nicht nur von außen, es ist auch unser Anliegen. Aber wir werden deshalb auch nicht größenwahnsinnig oder völlig überfordert.“ Doch die wesentlichen Veränderungen begannen nicht erst beim Studioaufenthalt oder der Veröffentlichung, denn Drummer Johannes Uschalt zog sich aus privaten Gründen zurück. Für ihn wurde Hans Christian Fuss, der ansonsten bei Hidalgo die Stöcke schwingt, als neues Bandmitglied verpflichtet. „Wir hatten unglaublich viel Glück, mit Hans hat es von Anfang an gepasst. Es hätte uns möglicherweise ziemlich zurückgeworfen, wenn der Wechsel zu einem anderen Zeitpunkt geschehen wäre.

Aufgenommen wurde schließlich in den legendären Gröndahl Studios in Stockholm, größer könnte der Unterschied zu Bietigheim-Bissingen, wo die letzte Platte aufgenommen wurde, kaum sein. „Wir sind zum ersten Mal wirklich weggefahren, um uns ausschließlich auf die Platte zu konzentrieren. Allerdings haben wir auch diesmal die Songs bereits im Proberaum geschrieben und in weiten Teilen arrangiert, sind also mit relativ ausgearbeiteten Stücken ins Studio gegangen. Es war dann auch ein sehr gutes Gefühl, mit der fertigen Platte nach Hause zu fahren.

Mit Pelle Gunnerfeldt war dazu ein großer Fisch aus dem Produzententeich gezogen worden, der bereits mit Bands wie den Hives oder Hellacopters zusammenarbeitete. War da nicht zu erwarten, dass er den Sound einer Band von regionalem Status in ein komplett neues Gewand kleiden würde? „In den ersten Tagen sprach Pelle so gut wie kein Wort. Zunächst waren wir sehr irritiert, bis er meinte, ihm gefielen unsere Arrangements und er wolle nichts daran ändern, weil sein Respekt davor zu groß wäre. Das war ein riesengroßes Kompliment und wir waren erstmal total platt. Eigentlich hatten wir ja gerade einen Produzenten gewollt, der uns kräftig reinredet und einen eigenen Stil einbringt. Aber letztendlich war die Zusammenarbeit mit Pelle super und für uns in mancherlei Hinsicht sehr hilfreich.

Produzentenschwergewicht hin oder her, der Sound von Robocop Kraus hat sich stark weiterentwickelt. Die Hardcore-Wurzeln sind zwar noch erkennbar, doch die Songstrukturen sind kompakter und minimalistischer geworden, die Stücke wirken weit weniger überladen und vollgepackt mit verschiedenen Ideen. Ein Zufall, bewusste Veränderung oder hat nicht doch der Produzent eine entscheidende Rolle gespielt? „Nein, es war ein sehr bewusster Prozess. Wir wollten das Album deutlich entschlacken und stärker kontrollieren, darüber waren wir uns bereits im Proberaum im Klaren. Noch so eine Platte wie die Tiger wäre einfach nicht gegangen. Die Living With Other People hat das ja schon angedeutet, die Songs waren stoischer, aber teilweise immer noch überladen und einfach durchgeknallt. Man entwickelt sich einfach weiter und wird auch ein wenig relaxter.

Kehrt bei den Robocops also mit dem Alter auch die Ruhe ein? Ungewöhnlich wäre das nicht, erlebt man das ja schließlich bei den verschiedensten Bands, mögen sie nun Tocotronic oder Dawnbreed/Monochrome heißen. „Es gibt wenige Bands die sich andersherum entwickelt haben. Es ist einfach so passiert. Vielleicht liegt das am Alter, aber Alter geht ja auch immer Hand in Hand mit Entwicklung. Das ist ja auch wichtig für einen Songwriter, dass man nicht stehen bleibt und irgendwann so klingt, als sei die Zeit stehen geblieben. Diese Spielweise, immer auf die 12, jeder spielt so laut und heftig wie er kann, die verliert sich irgendwann. Wir machen das jetzt schon so viele Jahre, wir sind fast wie ein altes Ehepaar. Ich glaube seit 12 oder 13 Jahren machen wir gemeinsam Musik. Da geht einfach nichts ohne eine konstante Entwicklung.
foto: uta bohls


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