Noas [Inside Honeycombs]

"Weil es uns wichtig ist, dass unsere Musik interessant ist, also keine Bierzeltmusik, auch wenn die viel mehr Kohle bringen würde", schrieb mir die Sängerin und brachte mich zum schmunzeln, obwohl ihre Töne mir kurz vorher noch melancholisch schön in den Hintern traten.


"to see the facilities."
(inside honeycombs)


Als ich das Album "Inside Honeybombs" der österreichischen Band Naos das erste Mal hörte, erinnerte mich ihre Musik schlagartig und ohne Zögern an den Soundtrack des Filmes "Bandits". Schon einige Zeit her und trotzdem ziemlich parat in meinem Kopf und Gehör vorhanden. Doch kann ich gleich zu Anfang sagen, dass man sie nicht daran festnageln sollte. Wenn man ihre Lieder mehr als nur zwei Durchgänge lang hört, bemerkt man, dass sich bei jedem Hören etwas Neues entdecken lässt. Hier ein Gitarrenklang den man vorher nicht wahrgenommen hat und dort drüben ein Hauchen oder Summen der Sängerin, dass wie frisch aufgenommen klingt. Für mich klangen einige Lieder so, als würden die Instrumente und die Stimme Pingpong spielen. Einerseits gibt es Momente, in denen Instrument und Stimme sich einig sind, alles zu passen scheint. Andererseits entsteht auch ein Gegenspiel zwischen Instrument und Stimme. Sie scheinen sich dann komplett zu unterscheiden, wie oben und unten, rechts und links oder Tiger küsst Lamm. Gesang gegen den Rest der Musik und eine Wechselwirkung der Töne und Klänge. Dennoch kann man nicht verleugnen, dass Dine, die Sängerin, eine wunderbar vielfältige Stimme hat. Von sanft und beruhigend bis hin zu ermutigend und krachend. Hären könnte man die Musik eigentlich jederzeit.

Besonders das Lied Farout gibt einem, mir jedenfalls, ein tolles Gefühl. Von aufstehenden Armhaaren bis hin zum Klos im Hals und angenehme Streicheleinheiten für die Brust. Diese kitschige Reaktion meinerseits kann aber auch daher entstanden sein, dass Klavierklänge bei mir praktisch immer gut wegkommen und ich mich in sie verliebe als hätte es vorher niemals einen anderen Ton gegeben.. Doch auch das folgende Instrumentenwirrwarr gekoppelt mit leidenschaftlicher Frauenstimme lässt meine Begeisterung keinen Zentimeter sinken. Why Dry ist der erste Track auf ihrem Album und wohl auch der lautstärkste von allen. Das Schlagzeug drescht wunderbare Klänge zusammen und einzelne Geräusche verleiteten mich dazu, den Repeat Knopf zu drücken. Dennoch muss ich auch zugeben, dass sich kleine Gewitterfalten auf meiner Stirn bildeten, als ich Chew Light hörte. Keineswegs, weil ein megaphonartiger Gesang entstand. Diesen fand ich ganz wunderbar, doch mich störte das Krächzen der Sängerin. Erinnerte mich als erstes an manche Popstars Kandidatinnen, die nach jedem Ton und Klang ein Gejaule hinterher setzen, dass sich eher wie die Hunde von "Susi & Strolch" anhört. Ganz so schlimm ist es wahrlich nicht bei dieser Bande und es war so ziemlich das erste und einzige was mich an ihrem Album "Inside Honeycombs" störte.

Und zu guter Letzt der fünfte und schon letzte Track namens Electric Fence. Erinnert mich diesmal schon wieder an einen Soundtrack, aber dafür an einen ganz wunderbaren. Es ist wirklich keine große Kritik, wenn das Akkordeon und seine Klang mich an den französischen Film "Die Fabelhafte Welt Der Amélie" erinnern. Als würde man in einen Raum eintreten, an der Decke hängen französische Töne und quer durch den Raum kommen einem schöne Frauenstimmen entgegen. Trotzdem finde ich, dass das Album einen einzigartigen und kaum verwechselbaren Klang in sich trägt. Ich kannte diese Bande vorher nicht und hatte noch nie etwas von ihr gehört, aber desto mehr kann ich sagen, dass sie bei mir auf einem guten Weg mitten in meine Brust, mein Herz ist. Und gut dazu beigetragen hat am Ende wohl auch der Kommentar der Sängerin, dass Gregor (Gitarrist) sich "die meiste Zeit selbst beklaut, was die Gitarrenideen angeht. Er setzt sich also ans Instrument, hat eine Idee, verwirft sie und greift sie ein Jahr später wieder auf". Sie war der Meinung, ich müsste das nicht unbedingt in meine Rezension schreiben, aber genau solche Dinge sind für mich am ansprechensten. Diese Macken und Eigenheiten sind es, die mir sympathisch sind und mir Lust auf Mehrhören macht.
foto:



naos
"inside honeycombs"
nolabel 2006 cd
naos