Those Dancing Days [Those Dancing Days]

Nase rümpfen gilt nicht.





"I wanna know how i think and what i’m feeling, what i want my life to be."
(hitten)


Schweden gilt ja schon seid langem als die Brutstätte hochwertiger, hausgemachter und unabhängiger Musik, als Heimat von Gitarrenhelden und Popmädchen, und scheint sowieso in jeglicher Hinsicht Garant für unkonventionelle und legitime Hipness geworden zu sein. So steht der skandinavische Staat nicht nur dank seiner Bands, sondern seines gesamten Lifestyles im allgemeinen für den guten Geschmack des jungen Indiehörers der Jetzt-Zeit. Schließlich kommt Ikea aus Schweden, die Sprache klingt witzig, und die Menschen sind nachdenklich und sehen besser aus als wir. Wer etwas auf sich hält, fliegt zu Konzerten in die schwedische Hauptstadt oder belegt zumindest einen Sprachkurs in der Uni. Soweit das Klischee.

Doch der Hype ist nicht ganz unbegründet. Tatsächlich scheint der Pop, der uns aus Richtung Norden erreicht irgendwie tiefer empfunden, innovativer und musikalisch geschickter als vergleichbares aus westliche Gefilden. Im Kopf klingeln Namen wie Tiger Lou, Jens Lekmann und Anna Ternheim und nur zu leichtfertig wird bei neuen Bands Nationalität mit Qualität gleichgesetzt. So sehr Bands wie Those Dancing Days von diesem Bonus und der Vorarbeit anderer profitieren, so sehr muss der Hörer aufpassen, unvoreingenommen an die Sache, bzw. die CD heranzugehen, bzw. hineinzuhören.

Erstmal die Fakten, fünf blutjunge Mädchen an klassischen Popinstrumenten machen klassischen Indiepop. Einfache Melodien, eingängige Rhythmusmuster, Teenietexte. All das untergebracht auf einer fünf Song-EP ergeben das musikalische Endprodukt der zweijährigen Zusammenarbeit der Schweden, die in erster Linie Freundinnen und nicht Musikerinnen sind. So weisen die Songs wenig an musikalisch Neuem oder technisch anspruchsvollem Material auf, das etwas zu hektische Schlagzeug ist bisweilen unrhythmisch und die Gitarre schrebbelt noch etwas uninspiriert auf seinen Akkorden herum.

Doch darf man auch nicht 18-jährige mit Endzwanzigern oder Dreißigern messen, dessen Anspruch doch ein ganz anderer ist und auch sein muss als der, den diese im wahrsten Sinne des Wortes „Anfängerinnen“ mitbringen. Hier geht es darum eigene Songs zu gestalten, auf den vorhandenen Fähigkeiten, die es in der Zufunkt noch auszubauen gilt.

Es geht um Popkultur und die Mode die eigenen Hör- und Tanzvorlieben zur Musik zu machen. So lässt sich auch die etwas hochnäsige und selbstbewusste Attitüde der Mädchen erklären, die einfach empfänglicher für Hype und Klamottenestile sind, als die mit mehr Lebenserfahrung ausgestatteten, abgebrühten "Oldies" im Musikgeschehen (und Oldie wird man hier immer schneller). Dass man hier der momentanen Mode um das Bild vom süßen Indiegirl mit Vintage-Kleidchen, Intelligenz und Gitarre aufsitzt, ist ebenso verständlich wie normal, und nicht unsympathisch. Noch nicht. Und tatsächlich haben die Songs, besonders Hitten (schwedisch: Hit) das Potential zu kleinen Popschlagern einer gewissen, und ganz bestimmt sehr jungen Klientel, was im ganz besonders hohen Maße der wahrlich außergewöhnlich interessanten und angenehm tief gefärbten Stimme der Sängerin Linnea zuzuschreiben ist. Schon jetzt ist die junge Band auf dem besten Weg zum internationalen Hype, wir warten brav vor dem Radio und verfolgen gespannt was da ganz bestimmt noch spannendes kommt.

Those Dancig Days sind schnell, gehen vorwärts, und sind unruhig. So wie Jugend sein soll.
foto: motorfm



those dancing days
"those dancing days"
wichita 2008 ep
those dancing days