Superleutnant [Schöner Als Die Weisheit]

Man nehme eine lo-fi’sche Brise Hamburger Schule, stelle eine mitteljunge Frau ans Mikrophon, gebe ein paar melodische Johnny Marr-Gitarren dazu, garniere das ganze subtil mit einem leichten Hauch Naivität und fertig ist er, der Superleutnant, der musikalisch irgendwo zwischen Wir sind Helden und Juli beheimatet ist.


"ich hab die welt gewollt und nicht bekommen und das hier ist der trauermarsch."
(ich schenke dir ein bild)


Mit Verlaub, aber Superleutnants Sängerin Sigrid Herrenbrück klingt in ihren stärkeren Momenten wie die taffe Schwester von Judith Holofernes. Und dass soll jetzt bitteschön als Kompliment aufgefasst werden. Superleutnant, die aufgrund der ähnlichen Namensgebung bitte nicht mit Superpunk aus Hamburg verwechselt werden sollen, bestehen neben Sängerin und Bassistin Sigrid aus den beiden Gitarristen Jan Peter John und Olaf Langner, sowie Schlagzeuger Daniel Kluge. Zuhause ist das Quartett im stylischen Berlin-Friedrichshain, wo man seit vier Jahren gemeinsam musiziert. Noch mehr Sympathiepunkte gefällig? Aber gerne doch: Die noch relativ unbeschriebene Band teilt sich ein und denselben Übungsraum mit den befreundeten Kollegen von Britta, Team Blender, und Patrouille. Selbst Wahl-Berliner Dirk von Lowtzow soll schon in den Räumlichkeiten gesichtet worden sein. Fleißig war man zudem. Seit ihrem 2005er Debütalbum, mit dem programmatischen Titel "Gib Her", war die Band unermüdlich auf Tour (unter anderem auch als Support von Nena, Toni Kater oder Spitting Of Tall Buildings) und belieferte darüber hinaus sämtliche Radiostationen eifrig mit Single-Auskopplungen.

Let there be Pop.

Auf ihrem nun erscheinenden zweiten Langspieler "Schöner Als Die Weisheit“, zelebrieren Superleutnant extrem tanzbaren wie melodischen Indie-Pop/-Rock. „Pop, mit einem Hang zu Kitsch und Krach“ steht es pathetisch im Beipackzettel der Plattenfirma geschrieben, und der Rezensent befürchtet zunächst Schlimmeres. Der Ritt zwischen Kitsch und Kunst kann mitunter ein schwieriger Balanceakt sein, der nicht jedem gelingen will, hört man die süffisante Stimme aus dem Off sagen. Zum Glück aber bleiben derlei Sorgen bei Superleutnant unbegründet. Denn Sängerin Sigrid klingt auf den elf anmutend schönen Indie-Pop-Perlen frisch (Ich Schenke Dir Ein Bild), verliebt (Liebeslied), abgeklärt (Heidi) und mitunter auch ironisch-schmerzfrei (Der Commander). Dazu peitschen Bass und Schlagzeug dem Hörer den Beat geradewegs in die Beine, dass man sich als Hörer wünscht, es wäre endlich Freitag-Abend und Indie-Disco-Zeit. Dazwischen surfen elegant-verspielte Gitarrenspuren, die einen unweigerlich an die gute alte Johnny Marr-Gitarrenschule denken lassen. Einzig textliche Plattheiten wie „Es ist eine Präzision, sie trifft auf meine Emotion“ trüben den ansonst guten Gesamteindruck des Albums. Überhaupt stiften die Superleutnanten trotzig Verwirrung. Uneitel wird auf Biegen und Brechen stets auf den nächstbesten Reim zurückgegriffen, der sich der Band in den Weg stellt. Da wird 25 Jahre nach der Neuen Deutschen Welle ungeniert „Herz“ auf „Erz“ gereimt oder eben „egal“ auf „global“. Aber schwamm drüber. Sängerin Sigrid kommen selbst derlei Zeilen so herzhaft und charmant über die Lippen, dass man darüber gerne hinwegsieht.

Der große Durchbruch wurde der Band bereits 2005 bei Erscheinen ihres Debütalbums prophezeit, hat sich aber bis dato nicht eingestellt. Bleibt nur zu wünschen, dass Superleutnant dank "Schöner Als Die Weisheit“ schon bald in derselben Liga spielen werden, in der es sich in jüngster Vergangenheit andere „drei Jungs/ein Mädel am Mikro“-Bands bequem gemacht haben. Verdient hätten sie es allemal.
foto:



superleutnant
"schöner als die weisheit"
solaris empire 2008 cd
superleutnant